Die Märtyrer von Laos

                                               1954-1970

In der Osterzeit des Jahres 1953, als Guerillas Sam Neua in Laos überfielen, zogen sich viele Missionare in die Sicherheit zurück. Joseph Thao Tien, ein junger laotischer Priester, der 1949 geweiht worden war, entschied sich anders: „Ich bleibe für mein Volk. Ich bin bereit mein Leben für meine laotischen Schwestern und Brüder einzusetzen.“ Er wurde in das Gefängnislager in Talang gebracht. Als er ging, knieten Leute am Weg und weinten. Er sagte ihnen: „Seid nicht traurig, ich komme zu euch zurück. Ich gehe zum Studium… Sorgt dafür, dass euer Dorf sich weiter verbessert.“ Ein Jahr später, am 2. Juni 1954, wurde Joseph Tien zum Tod verurteilt und hingerichtet. Ein Mal zu oft hatte er sich geweigert, sein Priestertum aufzugeben und zu heiraten.

In der Zwischenzeit – ebenfalls 1954 – wurde am anderen Ende des Landes P. John Baptist Malo MEP, ein ehemaliger Chinamissionar, zusammen mit vier Gefährten gefangen genommen. Kurz darauf starb er auf dem Weg ins Gefängnislager aufgrund von Erschöpfung und der schlechten Behandlung in einem abgelegenen Tal in Zentralvietnam. Sein Mitbruder, P. René Dubroix MEP, ein ehemaliger Kriegsgefangener, wurde 1959 von einem engen Mitarbeiter hintergangen – und als einfaches „Hindernis“ im Weg der Guerillas umgebracht. In diesem Jahr gab der Heilige Stuhl strikte Anweisungen: „Alle Priester und Ordensleute – ausgenommen, die alten und kranken – müssen ihre Pflicht erfüllen und vor Ort bleiben, so lange, bis sie des Landes verwiesen werden.“

Die Missionare gehorchten dieser Anweisung – für eine große Zahl von ihnen bedeutete es quasi ein Todesurteil. Im Jahr 1960 ging ein junger Hmong, ein Katechist namens Thoj Xyooj, zusammen mit P. Mario Borzaga OMI auf eine Reise in einige Dörfer. Sie kamen nie zurück. Im April und Mai 1961 wurden die Patres Louis Leroy OMI, Michel Coquelet OMI und Vincent L’Hénoret OMI von ihren Missionsstation in der Provinz Xieng Khouang entführt und grausam umgebracht.  Im Süden von Laos wurden P. No
ël Tenaud MER und sein Katechist Outhay gefangen genommen und umgebracht. P. Marcel Denis MEP wurde eine Weile eingesperrt und endete dann auf die gleiche Weise. Einer ihrer Mitbrüder schrieb: „Jeder von ihnen war ein lobenswerter Missionar, bereit zu jeder Art von Opfern. Sie lebten in bitterer Armut und ihre Hingabe kannte keine Grenzen. In jener turbulenten Zeit ersehnte jeder von uns bis zu einem bestimmten Grad das Martyrium und wünschte sich, sein Leben völlig für Christus hinzugeben. Wir hatten keine Angst, unser Leben zu riskieren. Jeder einzelne von uns mühte sich ab, um die Ärmsten der Armen zu erreichen, ihre Dörfer zu besuchen, sich um die Kranken zu kümmern, und vor allem, die Botschaft des Evangeliums zu verkünden…“

 
P. Jean Wauthier OMI war ein unermüdlicher Apostel der Flüchtlingeund trat für Gerechtigkeit zu ihren Gunsten ein. Er wurde 1967 von einer anderen Gruppe umgebracht. Er ließ zahllose Menschen zurück, die in ihrer Trauer riefen: „Wir haben unseren Vater verloren!“ P. Wauthier hatte mehr als einmal dem Tod ins Auge geschaut. Er gab sein Leben aus Liebe – aus einer Liebe, die größer ist, als seine eigene.

P. Lucien Galan MEP, der sein missionarisches Leben ebenfalls in China begonnen hatte, besuchte 1968 einige abgeschieden lebende Katechumenen auf der Boloven-Hochebene. Wegen der schwelenden Gefahr hatte sein Schüler Khampheuane (16 Jahre) beschlossen, mit ihm zu gehen. Auf ihrem Rückweg lauerten ihnen die Feinde bereits auf. Beide wurden getötet, und ihr Blut floss in den laotischen Boden. Ein Jahr später war P. Joseph Boissel OMI an der Reihe, ein 60-jähriger Veteran der Mission in Laos. Er wurde auf dem Weg zu einer abgelegenen christlichen Gemeinschaft überfallen und auf gleiche Weise ermordet.

Im Januar 1970 wurde Luc Sy, ein junger Katechist und Vater von drei Kindern, von seinem Bischof ausgesandt, das Gebiet von Vang Vieng zu evangelisieren. Im März besuchte er zusammen mit Maisam Pho Inpeng, der ebenfalls Familienvater war,  Katechumenen in einem entfernten Dorf. Die religiöse Unterweisung und die Sorge für die vielen Kranken brauchte einige Zeit. Auf dem Rückweg wurden sie bereits erwartet. Eine Salve von Kugeln setzte ihrem missionarischen Wirken ein Ende – sie starben für Christus und sein Volk.

Diese 17 Männer, Laien und Priester, Laoten und Ausländer, gaben das größte Zeugnis für das Evangelium. Die junge Kirche von Laos sieht sie als ihre Gründerväter an. „Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, bleibt es allein; wenn es aber stirbt, bringt es reiche Frucht.


                                                                      Die 17 Märtyrer von Laos


1.      Joseph Tien (*5.12.1918 in Laos, +2.6.1954 in Muang Xoi / Sam Neua), erzogen in Vietnam, Priester, erster laotischer Märtyrer
2.      P. Jean-Baptiste Malo MEP (*1899 in Nantes / Frankreich, +1954 in Ha Tinh / Vietnam), Missionar in China und Laos
3.      P. René Dubroix MEP (*1914 in Lorraine / Frankreich, +1959 in Palay / Champasak)
4.      Paul Thoj Xyooj (*1941 in Laos, +1960 in Muang Kasy / Luang Prabang), erster Hmong Missionar und Märtyrer
5.      P. Mario Borzaga OMI (*1932 in Trent, +1960 in Muang Kasy / Luang Prabang)
6.      P. Louis Leroy OMI (*1923 in der Normandie, +1961 in Ban Pha / Xieng Khouang)
7.      P. Michel Coquelet OMI (*1931 in Frankreich, +1961 in Sop Xieng / Xieng Khouang)
8.      Joseph Outhay (*1933 in Thailand, +1961 in Savannakhet), Katechist
9.      P. Noël Tenaud MEP (*1921 in Vendée / Frankreich, +1961 in Savannakht)
10.  P. Vincent L’Hénoret OMI (*1921 in der Bretagne, +1961 in Ban Ban / Xieng Khouang)
11.  P. Marcel Denis MEP (*1919 in Aten?on / Frankreich, +1961 in Khammouane)
12.  P. Jean Wauthier OMI (*1926 in Frankreich, +1967 in Ban Na (Xieng Khouang)
13.  Thomas Khampheuane (*1952 in Laos, +1968 in Paksong / Champasak), erster Laven Märtyrer
14.  P. Lucien Galan MEP (*1921 in Frankreich, +1968 in Paksong / Champasak), Missionar in China und Laos
15.  P. Joseph Boissel OMI (*1909 in Frankreich, +1969 in Hat l-Et / Bolikhamsay)
16.  Luc Sy (*1938 in Laos, +1970 in Den Din / Provinz von Vientiane), Katechist
17.  Maisam Pho Inpeng (*1934 in Laos, +1970 in Den Din / Provinz von Vientiane), Laie


                                                                             Die 6 Märtyrer Oblaten von Laos

                                                          


                                                                                                                                                                         Jean Wauthier, OMI
                                                                                                                                                                            Mario Borzga, OMI
                                                                                                                                                                              Louis Leroy, OMI

 

 


                                                                                                                                                                     Joseph Boissel, OMI
                                                                                                                                                                     Michel Coquelet, OMI
                                                                                                                                                                   Vincent L'Hénoret, OMI