Sel. Joseph Gérard

Apostel von Lesotho
(1831-1914)
 



          Festtag: 29. Mai

Kindheit und Berufung zum Missionar

Karl Johannes Joseph Gérard wurde am 12. März 1831 in Bouxières-aux-Chênes in der Diözese Nancy in der Lorraine in Frankreich geboren. Im Jahr 1844 trat er ins kleine Seminar von Pont-à-Mousson ein und wechselte 1849 ins große Seminar von Nancy. Angezogen vom missionarischen Ideal, klopfte er an die Tür der Kongregation der Oblaten und begann das Noviziat in Notre-Dame de l’Osier am 9. Mai 1851. Im Jahr darauf legte er die ersten Gelübde ab. Er beendete seine Studien im großen Seminar von Marseille.

Sein Ziel: Afrika

          Im Jahr 1850 richtete der Kardinalpräfekt der Propaganda Fide (der heutigen Kongregation für die Evangelisierung der Völker) einen dringenden Aufruf an die junge missionarische Kongregation. Er wollte den Oblaten die Evangelisierung eines Teiles des südlichen Afrika anvertrauen und er bot ihnen das neue apostolische Vikariat von Natal an. Der Stifter stellte rasch eine Gruppe von Missionaren zusammen. Auf eine ausreichende Zahl von Priestern bedacht, weihte er Gérard am 3. April zum Diakon und bereits einen Monat später, am 10. Mai, reiste Gérard zusammen mit einer weiteren Missionarsgruppe in Richtung des südlichen Afrika ab. Sie stachen von Marseille aus mit einem Segelschiff in See, das zur Insel San Maurizio unterwegs war. Nach acht Monaten gefährlicher Reise gingen sie schließlich am 21. Januar 1854 in Durban an Land. Am 13. Februar empfing der junge Diakon die Priesterweihe aus den Händen von Bischof Allard OMI, dem Apostolischen Vikar, in Petermaritzburg. Die Missionare bemühten sich mit großen Anstrengungen die Zulu für den christlichen Glauben zu gewinnen – aber vergeblich.

Fruchtbares Apostolat in Lesotho

          Nach drei Jahren aufopferungsvoller aber unfruchtbarer Arbeit wandten sie sich 1862 dem Basutoland (dem heutigen Lesotho) zu. Pater Gérard gewann bald das Vertrauen von König Moshoeshoe I., dem Gründer der Nation, und eroberte die Herzen der Basuto. Was war sein Geheimnis? „Die Welt gehört dem, der sie am meisten liebt, und das beweist“. Sein unablässiges Gebet („der Pater ernährt sich vom Gebet“, sagten die Leute) und seine unermüdliche Liebe taten das Übrige. Im Sattel seines „Artaban“, erklomm er die Berge, um die Menschen in den Dörfern und die Hirten auf den Feldern zu erreichen. Seine apostolische Arbeit war immer sehr persönlich. So wurde das trockene, aber dennoch schöne und anziehende Land mit der Kraft des Evangeliums gerodet und die Früchte ließen nicht lange auf sich warten. Heute hat Lesotho eine überwiegend christliche Bevölkerung mit einem einheimischen Klerus. Vor allem dank der ersten Schulen und der Universität, die von den Missionaren gegründet wurden, ist Analphabetismus praktisch nicht mehr vorhanden.

Ruf der Heiligkeit

          Am 29. Mai 1914 starb dieser große Apostel in Roma in seinem geliebten Lesotho. Dort endeten seine 60 Jahre als Missionar, ohne dass er je in seine liebe und immer ersehnte Heimat zurückgekehrt wäre. Der Ruf seiner Heiligkeit verbreitete sich schnell von Mund zu Mund. Die Basuto pilgern zu seinem Grab, um sich ein wenig Erde mitzunehmen und um seine Fürsprache bei Gott zu erbitten. Am 15. September 1988 wurde er von Johannes-Paul II. seliggesprochen.

Weiterführende Literatur:

      Aimé Roche, Clartés Australs, Éditions du Chalet, Lyon 1951,


       Le Cavalier des Malouti, Éditions du Chalet, Lyon 1955.

       Le Bienheureux Joseph Gérard, biographie par Y. Beaudoin, collection    Écrits Oblats II, 3, Postulation générale OMI, Roma.

Auf dem Foto: Lesotho: Johannes-Paul II. betet am Grab des Seligen Joseph Gérard